22.12.2024

And the War Came

Von Shakey Graves

Alejandro Rose-Garcia kommt aus seinem Versteck. Bisher hatte er seine Musik nur über Bandcamp veröffentlicht, obwohl die Nachfrage nach mehr längst da war. Denn über die letzten Jahre hat sich Shakey Graves, so Alejandros Bühnenname, durch stetige und vor allem begeisternde Live-Präsenz auf den richtigen Festivals zum Mundpropaganda-Phänomen unter Americana-Fans entwickelt.

Und um es neudeutsch zu sagen: “And The War Came”, benannt nach einem Abraham Lincoln-Zitat, liefert.

Dies ist ein Album, das sowohl verspielte Individualität unter Beweis stellt, aber auch so viel unmittelbaren, ja geradezu poppigen Punch hat, dass ich mich nicht wundern würde, wenn der junge Mann bald Mumfords-like durch die Decke ginge.

Das Songwriting: Mühelos, verschmitzt. Shakey kann Melodien, die im Ohr bleiben, aus dem Ärmel schütteln. Auch seine Texte haben Charakter, Witz, Durchblick und eine drollige eigene Note. Alles Dinge, die man auch über sein Gitarrespiel sagen kann: Graves’ Stil ist es, die Saiten viel zu zupfen. Der Effekt ist, dass das Ganze immer einen leichten, federnden Schritt/Rhythmus hat.

Im Idealfall kommt dann alles zusammen wie bei der Single “Dearly Departed”. Hier singt Shakey gemeinsam mit Duettpartnerin Esme Patterson – die zwei ergänzen sich prima, haben eine elektrisierende Chemie. Der Song behandelt einerseits eine kaputt gegangene Beziehung, deren Erinnerung durchs ehemalige gemeinsame Haus spukt wie ein Geist – aber dies tut sie lustigerweise vor allem in eindeutigen sexuellen Anspielungen. Was also ein trister, trauriger Trennungsschmerz-Song sein könnte, ist ein frecher, koketter Balztanz geworden.